Vor wenigen Minuten hat der Publisher Riot Games, der mit League of Legends (LoL) und VALORANT zwei der größten Esport-Titel der Welt vertreibt und auch als Turnierveranstalter der Tier 1-Wettbewerbe in diesen Titeln aktiv ist, angekündigt, dass mit dem heutigen Tag ein freiwilliges und unabhängiges Schiedsgericht in der EMEA-Region eingeführt wird. Das Schiedsgericht trägt den Namen „The Dispute Resolution for Riot Games’ Esport (EMEA)“ (The DR) und steht unter der unabhängigen Administration der Kanzlei Martens Rechtsanwälte.
Während der League of Legends - World Championship in London am vergangenen Wochenende stellte Riot Games die DR einer kleinen Zahl ausgewählter Journalisten und Juristen, darunter auch das Esport Team von SKW Schwarz, während eines Media Brunches vor.
Durch Einführung des Schiedsgerichts verfolgt Riot Games EMEA das Ziel, die Stabilität und Nachhaltigkeit seiner kompetitiven Ökosysteme zu verbessern und mehr Vertrauen zu schaffen. Dies ist sinnvoll, da bisher eine nicht unerhebliche Zahl an Streitigkeiten keiner (finalen) Lösung zugeführt werden konnte. In der Pressemitteilung heißt es: „The initiative will bring a whole new level of professionalism, contractual stability and integrity to Riot Games’ esports in EMEA.“ Weiter führt Valérie Horyna, EMEA Esports Rules & Compliance Manager at Riot Games in dieser aus: “Solving contractual disputes has historically been very complex, especially in EMEA, which has different legal processes across many countries. We’re seeking to help solve these issues, providing an easy-to-access platform for our stakeholders.”
Wer/Was?
Die DR kann im Hinblick auf sämtliche vertraglichen und finanziellen Streitigkeiten zwischen
(1) Teams,
(2) Spielern und
(3) Coaches
in den Tier 1- und Tier 2-Wettbewerben in LoL und VALORANT angerufen werden.
Erfasst werden also die League of Legends EMEA Championship (LEC), die VALORANT Champions Tour EMEA (VCT EMEA) sowie die ca. 20 regionalen Tier 2-Ligen in der EMEA-Region (bspw. die LoLPrime League Div. 1 in der DACH-Region). In diesen sind derzeit mehr als 200 Teams und über 1.500 Spieler sowie ca. 400 Coaches aktiv. Nicht erfasst werden Streitigkeiten der o.g. Stakeholder mit Turnierveranstaltern, die von Riot Games eine Lizenz für die Durchführung einer der regionalen Tier 2-Ligen erhalten haben. In diesen Fällen wird Riot Games selbst aktiv.
Die entsprechenden Parteien können sämtliche vertraglichen und finanziellen Streitigkeiten vor die DR bringen, u.a. Dauerbrenner wie ausstehende Gehälter, Bonuszahlungen und Preisgelder sowie Transferstreitigkeiten.
Wie?
Wie für Schiedsverfahren typisch, ist es auch Ziel der DR, schnelle und kostengünstige Lösungen für die o.g. Streitigkeiten zu erreichen. Besonders beachtlich ist, dass es sich bei dem unabhängigen Schiedsgericht um ein freiwilliges und nicht um ein zwingendes handelt. Das bedeutet, dass die jeweiligen Parteien die Möglichkeit haben, sich an die DR zu wenden, und gerade nicht verpflichtet sind, dies zu tun.
Sollten sich Parteien entscheiden, die DR anzurufen, so wird der jeweilige Schiedsprozess von einem einzigen Schiedsrichter bewertet. Martens Rechtsanwälte hat diesbezüglich aus einer Vielzahl von Bewerbungen eine geschlossene Liste von 14 Schiedsrichtern für eine Dauer von zwei Jahren ausgewählt.
Der Prozess besteht in der Regel aus nur einer schriftlichen Stellungnahme jeder Partei, ohne dass eine Anhörung stattfindet. Nur in besonderen Fällen kann hiervon abgewichen werden. Den Parteien wird im Anschluss an das Verfahren nur der Tenor des Schiedsspruchs ohne Begründung zugestellt. Dieses System sowie kurze Fristen sollen für schnelle Klärung des Streitfalls sorgen. Der Schiedsspruch ergeht ex aequo et bono, also nach Recht und Billigkeit und ohne Anwendung nationalen Rechts.
In dem Fall, in dem eine Partei dem Schiedsspruch nicht innerhalb einer bestimmten Frist nachkommt, drohen sportliche und/oder finanzielle Sanktionen durch Riot Games. Dessen Rules & Compliance Team ist auch für etwaige „Rechtsmittel“ zuständig.
Kosten
In finanzieller Hinsicht ist Folgendes zu beachten:
- Für den Antragsteller fällt – je nach Streitwert – eine Handling Fee zwischen 500€ und 4.000€ an, die als Vorschuss gezahlt werden muss.
- Für beide Parteien fällt nach dem Schiedsverfahren eine Arbitrator Fee an, die je zur Hälfte von den Parteien getragen werden muss. Dabei handelt es sich nicht wie bei einigen anderen Schiedsgerichten um eine Bezahlung des Schiedsrichters pro Arbeitsstunde, sondern um einen Fixbetrag zwischen 1.000€ und 5.000€.
- Riot Games hat einen Legal Aid Fund eingerichtet, der Parteien, die glaubhaft machen können, die o.g. Kosten nicht tragen zu können, auf Antrag bei der Finanzierung der Schiedsverfahren unterstützt.
Umsetzung
Das Esport-Team der Kanzlei SKW Schwarz begleitet Sie mit seiner jahrelangen Erfahrung in Rechtsstreitigkeiten im professionellen Esport gerne in jeder Phase des DR-Schiedsverfahrens: Dies betrifft die Vorbereitung (u.a. das Einfügen von Schiedsgerichtsklauseln in alte oder neue Verträge, den Abschluss von Schiedsvereinbarungen sowie den Antrag auf finanzielle Unterstützung aus dem Legal Aid Fund), die Durchführung (u.a. das Erstellen der notwendigen Schriftsätze und die Wahrung relevanter Fristen) sowie die Zeit nach der Beendigung (u.a. die Einlegung eines „Rechtsmittels“ zu Riot Games oder in besonderen Situationen die Durchführung eines Prozesses vor einem staatlichen Gericht) des Verfahrens.
Für mehr Informationen verweisen wir auf die am 18.11.2024 zu diesem Thema stattfindende 19. Episode unseres kostenlosen Online-Formats Esports Lunch Lectures Germany.
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Mehr Informationen finden Sie ferner auf der Website von Riot Games unter: competitiveops.riotgames.com